Overconfidence Bias: Wenn Selbstüberschätzung zur teuersten Anlage wird

Du bist sicher, dass du die besten Aktien auswählst? Du glaubst, du kannst den Markt schlagen? Herzlichen Glückwunsch, du könntest ein Opfer des Overconfidence Bias sein! Dieser psychologische Stolperstein ist so verbreitet wie teuer und bringt selbst die klügsten Köpfe dazu, in die Falle der Selbstüberschätzung zu tappen.

Was ist der Overconfidence Bias?

Der Overconfidence Bias beschreibt die Tendenz, die eigenen Fähigkeiten, Urteile und Kenntnisse zu überschätzen. Im Kontext von Geldanlagen bedeutet das, dass wir denken, wir würden den Markt besser verstehen oder vorhersagen können als andere. Es ist wie beim Autofahren: Laut Studien glauben etwa 80% der Menschen, besser als der Durchschnitt zu fahren – was statistisch unmöglich ist. Genau das Gleiche passiert beim Investieren.

Anlegerinnen und Anleger, die dem Overconfidence Bias erliegen, neigen dazu, riskante Entscheidungen zu treffen, zu viel zu handeln oder ihre Verluste zu ignorieren. Und das Schlimmste daran? Sie merken oft gar nicht, dass sie auf dem Holzweg sind.

Wie erkennt man den Overconfidence Bias?

Ein paar typische Szenarien gefällig? Hier sind die „Highlights“ des Overconfidence Bias in Aktion:

1. Die „Ich-weiß-es-besser“-Haltung

Du hast ein paar Stunden damit verbracht, Börsenberichte zu lesen, und denkst jetzt, du bist der nächste Warren Buffett. Spoiler: Das bist du wahrscheinlich nicht. Selbst professionelle Analysten liegen oft daneben. Warum solltest also gerade du den geheimen Insider-Tipp haben?

2. Der Hang zur Überaktivität

Du kaufst und verkaufst wie ein Wall-Street-Profi – oder zumindest wie jemand, der glaubt, einer zu sein. Studien zeigen jedoch, dass zu häufiges Handeln die Rendite erheblich schmälern kann. Transaktionskosten, Steuern und schlechte Timing-Entscheidungen sind nur ein Teil des Problems.

3. Die Ignoranz gegenüber Risiken

„Risiko? Ach, das betrifft doch nur die anderen.“ Menschen mit Overconfidence Bias neigen dazu, die Risiken ihrer Investments zu unterschätzen. Warum? Weil sie glauben, dass sie alle Eventualitäten bereits bedacht haben. Spoiler Nummer zwei: Haben sie nicht.

Warum sind wir so?

Es ist nicht ganz unsere Schuld. Unser Gehirn liebt Abkürzungen und positive Selbstbilder. In einer Welt voller Unsicherheiten gibt uns Overconfidence das Gefühl von Kontrolle. Es ist wie ein mentaler Schutzschild gegen die chaotische Realität der Finanzmärkte. Leider kann dieser Schutzschild auch zur Bumerang-Falle werden.

Zudem spielen Erfolgserlebnisse eine große Rolle. Hast du einmal mit einer Aktie gut abgeschnitten, schiebt dein Gehirn das nicht auf Glück, sondern auf dein Genie. Verluste hingegen? Die waren natürlich nur Pech.

Die teuren Konsequenzen

Overconfidence Bias kann dir nicht nur Kopfschmerzen, sondern auch ein leeres Bankkonto bescheren. Hier ein paar mögliche Folgen:

1. Zu hohe Handelsaktivität

Anleger, die von ihrer eigenen Brillanz überzeugt sind, handeln oft zu viel. Das führt zu hohen Gebühren und Steuern, die deine Rendite auffressen. Studien zeigen, dass besonders aktive Trader oft schlechter abschneiden als diejenigen, die einfach eine Buy-and-Hold-Strategie verfolgen.

2. Fehlendes Diversifizieren

„Diversifikation ist was für Angsthasen,“ denkst du? Falsch. Wer zu selbstsicher ist, investiert oft in wenige ausgewählte Titel und setzt damit alles auf eine Karte. Wenn es schiefgeht – und das kann es – sind die Verluste verheerend.

3. Unrealistische Renditeerwartungen

Overconfidence führt dazu, dass Anleger unrealistische Ziele setzen. Du glaubst, du könntest jährlich 20% Rendite erzielen, während der Markt im Durchschnitt bei 7-8% liegt? Dann ist die Enttäuschung vorprogrammiert.

Overconfidence Bias: Der Freund der schnellen Entscheidungen

Menschen, die dem Overconfidence Bias erliegen, denken oft, dass sie alle relevanten Informationen besitzen und Entscheidungen rational treffen. Doch in Wahrheit werden viele dieser Entscheidungen durch emotionale Kurzschlüsse und eine verzerrte Selbstwahrnehmung gesteuert. Kurz: Wir neigen dazu, unsere Fähigkeiten zu überbewerten und Risiken zu unterschätzen.

Selbstvertrauen ist an sich etwas Wunderbares. Es gibt uns den Mut, Herausforderungen anzunehmen, Risiken einzugehen und Ziele zu verfolgen. Aber wie so oft im Leben gilt: Zu viel des Guten kann schnell nach hinten losgehen. Doch es wird noch interessanter, wenn man diesen mit dem berühmten Dunning-Kruger-Effekt kombiniert – einem Phänomen, das erklärt, warum gerade die Unwissendsten oft am lautesten von ihren „Expertenmeinungen“ überzeugt sind.

Und dann kam Dunning und Kruger

Hier wird es spannend. Der Dunning-Kruger-Effekt, benannt nach den Psychologen David Dunning und Justin Kruger, beschreibt, warum gerade die inkompetentesten Personen oft am selbstbewusstesten auftreten. Ihr mangelndes Wissen hindert sie daran, ihre eigene Inkompetenz zu erkennen. Oder einfacher gesagt: Sie wissen nicht, was sie nicht wissen.

Dunning und Kruger fanden heraus, dass Menschen mit niedrigen Kompetenzen ihre Fähigkeiten systematisch überschätzen, während Experten dazu neigen, ihre eigenen Fähigkeiten zu unterschätzen – weil sie wissen, wie viel sie noch lernen müssten. Kombiniert man diesen Effekt mit dem Overconfidence Bias, ergibt sich eine brisante Mischung.

Wenn der Overconfidence Bias auf Dunning-Kruger trifft

Stell dir vor, jemand hat gerade angefangen, sich mit Aktien zu beschäftigen. Nach ein paar erfolgreichen Trades glaubt diese Person, sie habe den Finanzmarkt durchschaut. Was passiert? Der Overconfidence Bias setzt ein und verstärkt die Selbstüberschätzung. Kombiniert mit dem Dunning-Kruger-Effekt wird das Problem noch größer: Der Neuling bemerkt gar nicht, wie begrenzt sein Wissen wirklich ist.

Hier ein typisches Beispiel: Der „Anfänger“ liest ein paar Artikel über einen angesagten Tech-Titel und kauft die Aktie. Nach einem schnellen Gewinn glaubt er, ein Anlagegenie zu sein. Aber wenn der Markt kippt, fehlen ihm die Erfahrung und das Wissen, um seine Strategie anzupassen. Stattdessen bleibt er bei seiner überschätzten Meinung, dass sich der Markt schon nach seinen Erwartungen richten wird. Das Ergebnis? Oft herbe Verluste.

Warum ist das so gefährlich?

Die Kombination aus Overconfidence Bias und Dunning-Kruger ist besonders heimtückisch, weil sie uns blind für unsere eigenen Schwächen macht. Wir treffen Entscheidungen mit überhöhtem Selbstbewusstsein und sind gleichzeitig nicht in der Lage, unsere Fehler zu erkennen. Das kann in der Finanzwelt teuer werden: riskante Investments, mangelnde Diversifikation und überhastetes Handeln sind nur einige der Folgen.

Ein weiterer Aspekt: Menschen, die unter dieser kognitiven Doppelfalle leiden, ignorieren oft warnende Stimmen. Sie vertrauen lieber ihrem eigenen (begrenzten) Urteil, als auf fundierten Rat zu hören. Die Worte eines erfahrenen Finanzberaters werden als „zu konservativ“ abgetan, während das eigene Bauchgefühl zur ultimativen Entscheidungsgrundlage wird.

Wie man sich schützen kann

Zum Glück gibt es Möglichkeiten, dieser Falle zu entkommen. Hier sind einige Strategien, um den Overconfidence Bias und den Dunning-Kruger-Effekt in Schach zu halten:

1. Realistische Selbsteinschätzung

Frage dich ehrlich: Wie viel weißt du wirklich über den Markt? Teste dein Wissen, lies verschiedene Meinungen und akzeptiere, dass du vielleicht nicht so allwissend bist, wie du glaubst. Demut ist hier der erste Schritt.

2. Langfristig denken

Lass dich nicht von kurzfristigen Erfolgen blenden. Die besten Investoren setzen auf langfristige Strategien und vermeiden hektisches Handeln. Ein ETF-Sparplan kann dabei Wunder wirken.

3. Expertenrat einholen

Ein Finanzberater oder ein vertrauenswürdiger Freund kann helfen, eine objektivere Perspektive zu bekommen. Manchmal reicht ein externer Blick, um eigene Schwächen zu erkennen.

4. Diversifizieren

Investiere in verschiedene Anlageklassen und Regionen. Das senkt das Risiko und erhöht die Chance auf stabile Renditen. Remember: Nicht alle Eier in einen Korb!

5. Erfolge und Misserfolge analysieren

Nimm dir Zeit, um deine Entscheidungen zu reflektieren. War der Erfolg wirklich dein Verdienst, oder war Glück im Spiel? Was hättest du besser machen können? So lernst du aus deinen Fehlern – und deinen Erfolgen.

Humor ist der beste Schutz

Overconfidence Bias ist eine ernste Sache, aber ein bisschen Selbstironie kann Wunder wirken. Wenn du das nächste Mal denkst, du hättest den nächsten Markttrend entdeckt, frag dich: „Bin ich wirklich so schlau, oder hat mein Gehirn mir gerade einen Streich gespielt?“ Ein Lächeln kann dabei helfen, die Bodenhaftung nicht zu verlieren.

Overconfidence Bias ist ein tückischer Gegner, der uns dazu verleitet, riskante und oft teure Entscheidungen zu treffen. Doch mit der richtigen Portion Selbstreflexion, ein paar Tricks und einer guten Portion Humor kann man ihn in Schach halten. Also: Sei klug, sei bescheiden – und lass die Finanzmärkte ruhig ab und zu ein bisschen unvorhersehbar bleiben. Denn eines ist sicher: Niemand schlägt den Markt auf Dauer. Nicht einmal du – und das ist auch okay!

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