Survivorship Bias im Finanzbereich: Warum wir oft nur die Gewinner sehen

Der Survivorship Bias ist wie dieser eine Freund, der dir immer erzählt, wie er im Casino gewonnen hat, aber nie erwähnt, wie oft er verloren hat. Es ist der psychologische Fehler, nur die Erfolgsgeschichten zu sehen und die Misserfolge auszublenden. Besonders im Finanzbereich kann dieser Denkfehler fatale Folgen haben. Warum das so ist und wie du dich davor schützen kannst, erfährst du in diesem Blogpost – gewürzt mit einer guten Prise Humor und einer Handvoll anschaulicher Beispiele.

Was ist der Survivorship Bias?

Stell dir vor, du siehst dir die besten Aktien der letzten 10 Jahre an. Du bemerkst, dass Unternehmen wie Apple, Amazon oder Tesla unglaubliche Renditen erzielt haben. Dein Gedanke: „Hätte ich vor 10 Jahren in diese Unternehmen investiert, wäre ich jetzt reich!“ Aber hier ist der Haken: Du schaust dir nur die überlebenden Unternehmen an – die Gewinner. Die vielen gescheiterten Firmen, die ebenfalls vor 10 Jahren existierten, blendest du komplett aus.

Das ist der Survivorship Bias. Er führt dazu, dass wir den Erfolg überschätzen, weil wir die vielen Misserfolge nicht berücksichtigen. Und im Finanzbereich kann dieser Denkfehler dazu führen, dass du falsche Entscheidungen triffst und dein Geld in den Sand setzt.

Ein Beispiel aus der Geschichte: Flugzeuge im Zweiten Weltkrieg

Um den Survivorship Bias zu verstehen, reisen wir kurz in die Vergangenheit. Im Zweiten Weltkrieg analysierten Ingenieure zurückkehrende Kampfflugzeuge, um herauszufinden, wo sie Panzerungen verstärken sollten. Sie betrachteten die Einschusslöcher an den Flugzeugen und entschieden, diese Bereiche zu verstärken.

Klingt logisch, oder? Nicht ganz. Ein Mathematiker namens Abraham Wald merkte an, dass sie nur die Flugzeuge analysierten, die es zurückgeschafft hatten. Die kritischen Trefferzonen – die Flugzeuge, die nicht zurückkamen – waren die wahren Schwachstellen. Dieses Denkmodell ist eine perfekte Analogie zum Finanzbereich.

Survivorship Bias im Finanzbereich

Jetzt fragst du dich vielleicht: „Okay, cool mit den Flugzeugen, aber wie betrifft mich das im Alltag?“ Hier sind einige typische Beispiele, wie der Survivorship Bias im Finanzbereich zuschlägt:

1. Aktienmarkt-Performance

Viele Anleger schauen sich die durchschnittliche Performance eines Aktienindexes wie des S&P 500 an und denken: „Super, 7–10 % Rendite pro Jahr – ich bin dabei!“ Aber sie vergessen, dass viele der ursprünglichen Unternehmen aus dem Index gefallen sind, weil sie pleitegingen oder unterdurchschnittlich abgeschnitten haben. Der Index zeigt nur die Überlebenden.

Das bedeutet: Die scheinbare „Stabilität“ der Renditen wird durch das ständige Entfernen der Verlierer und Hinzufügen neuer Gewinner verfälscht.

2. Erfolgreiche Investoren

Warren Buffett, Ray Dalio und Cathie Wood – wir alle bewundern sie. Aber wir vergessen oft, dass sie die Ausnahme sind. Für jeden erfolgreichen Investor gibt es Hunderte (wenn nicht Tausende), die es nicht geschafft haben. Diese Geschichten hören wir selten, weil sie es nicht in die Schlagzeilen schaffen.

Es ist wie bei Hollywood: Wir sehen nur die erfolgreichen Schauspieler, aber nicht die Tausenden, die es nie über kleine Nebenrollen hinausgeschafft haben.

3. Startup-Investitionen

Venture Capitalists lieben es, mit ihren Erfolgen zu prahlen: „Wir haben in Uber, Airbnb und Stripe investiert.“ Was sie weniger gerne erwähnen: die Hunderte von Startups, in die sie ebenfalls investiert haben und die sang- und klanglos untergingen.

Für dich als Privatanleger bedeutet das: Wenn du in Startups investierst, sei dir bewusst, dass die Erfolgsquote extrem niedrig ist. Die wenigen Überlebenden verzerren das Bild.

4. Finanzprodukte und Fonds

Finanzberater und Fondsanbieter präsentieren dir gerne die besten Fonds der letzten 10 Jahre. Was sie dir nicht zeigen: Die Fonds, die geschlossen wurden, weil sie schlecht performt haben. Diese „Versager“ tauchen in der Statistik gar nicht auf, was die durchschnittliche Performance von Fonds künstlich verbessert.

Warum ist der Survivorship Bias so gefährlich?

Der Survivorship Bias ist gefährlich, weil er uns dazu verleitet, die Risiken zu unterschätzen. Wir denken, dass Erfolg häufiger vorkommt, als er tatsächlich der Fall ist. Das kann dazu führen, dass wir unser Geld zu optimistisch investieren und enttäuscht werden, wenn die Realität zuschlägt.

Ein weiterer Grund, warum dieser Denkfehler problematisch ist: Er führt zu falschen Lehren. Wenn wir uns nur die Gewinner ansehen, übersehen wir die Gründe, warum andere gescheitert sind. Dabei könnten wir aus den Fehlern anderer viel lernen.

Wie du den Survivorship Bias vermeidest

Zum Glück gibt es Möglichkeiten, diesen Denkfehler zu umgehen. Hier sind einige praktische Tipps:

1. Suche nach den Verlierern

Anstatt dich nur auf die Erfolgsgeschichten zu konzentrieren, schau dir auch die Misserfolge an. Warum sind bestimmte Unternehmen oder Fonds gescheitert? Welche Fehler wurden gemacht? Dieses Wissen hilft dir, realistischere Entscheidungen zu treffen.

2. Diversifiziere deine Investments

Setze nicht alles auf eine Karte. Eine breite Diversifikation hilft dir, das Risiko zu minimieren und die Auswirkungen von Fehlinvestitionen zu reduzieren. Denke daran: Auch die größten Gewinner waren einmal kleine, unsichere Investments.

3. Hinterfrage Statistiken

Wenn dir jemand eine beeindruckende Rendite zeigt, frag dich: „Welche Daten fehlen hier?“ Sind nur die Gewinner berücksichtigt worden? Wurde der Zeitraum bewusst gewählt, um ein bestimmtes Bild zu zeigen?

4. Lerne von den Besten – und den Schlechtesten

Lies nicht nur Biografien von erfolgreichen Investoren, sondern auch Berichte über diejenigen, die gescheitert sind. Beide Perspektiven sind wertvoll.

Denk wie Abraham Wald

Der Survivorship Bias ist ein subtiler, aber mächtiger Denkfehler, der uns oft in die Irre führt. Im Finanzbereich kann er dazu führen, dass wir Risiken unterschätzen und falsche Entscheidungen treffen. Aber mit ein bisschen Aufmerksamkeit und der Bereitschaft, auch die unangenehmen Wahrheiten anzuschauen, kannst du diesen Bias überwinden.

Denke wie Abraham Wald: Schaue nicht nur auf die Überlebenden, sondern auch auf die „Abgestürzten“. Denn manchmal liegt der Schlüssel zum Erfolg genau dort, wo niemand hinschaut. Und wer weiß – vielleicht wirst du dann selbst zur Erfolgsgeschichte, die andere bewundern!

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